Ursprünglich habe ich diesen Text im Mogelpower-Forum gepostet.
Als Quellen verwendet wurde im Wesentlichen Schul-Wahrscheinlichkeitsrechnung
Zu der Wahrscheinlichkeit wollte ich hier etwas mehr erklären - gerade, weil dazu auch immer wieder Fragen aufkommen. Ich möchte allerdings auch kurz anmerken, dass viele Fragen auch vom Mathelehrer des Vertrauens beantwortet werden.
1:8192 ist erstmal eine Wahrscheinlichkeit. Dieser wollen wir nun ein Bild geben:
Stellen wir uns eine Schüssel mit 8192 Gummibärchen vor. Davon sind 8191 einfache rote Gummibärchen, das letzte ist ein besonderes Goldbärchen.
Stellen wir uns nun vor, wir dürfen aus dieser Schüssel mit geschlossen Augen ein Gummibärchen ziehen und uns dann ansehen, welche Farbe es hat.
Anschließend legen wir es wieder zurück. Eventuell ziehen wir danach unter den gleichen Bedingungen nochmal.. und nochmal..
An dieser Stelle sollten wir uns klar machen, dass wir schon mit dem ersten Griff das Goldbärchen erwischen können.
Ich sage nicht, dass das sehr wahrscheinlich ist, aber es ist möglich.
Außerdem sollte uns klar sein, dass wir eventuell bis in alle Ewigkeit ziehen und doch immer wieder daneben greifen können.
Intuitiv glauben wir zwar "irgendwann erwische ich das Teil!", aber es ist halt doch möglich, es immer wieder zu verfehlen.
Es ist möglich, das Spiel erstmalig anzuschalten und sofort einen Shiny Starter zu bekommen.
(und völlig erschreckt wieder auszuschalten, weil man glaubt, es wäre was kaputt)
Und es ist möglich, Hunderte von Spielstunden anzusammeln ohne jemals ein einziges Shiny auch nur zu sehen.
("und das ist soooo gemein... Da mache ich soviel Mathematik und Wahrscheinlichkeitsrechnung und spiele solche Ewigkeiten auf so vielen
verschiedenen Editionen - und doch ist noch nie ein Shiny aufgetaucht")
Wie gesagt: Intuitiv glauben wir "es ist doch nicht möglich, dass ich immer wieder versuche und doch nie eines kriege". Dazu muss man nun sagen: Es ist nicht unmöglich. Es wird nur "sehr sehr unwahrscheinlich." (wer das Zitat nicht kennt, muss was nachholen)
An dieser Stelle ändern wir mal unsere Vorstellung. von unseren 8191 gewöhnlichen Gummibärchen werden 8186 an die kleine Schwester verfüttert,
so dass es in unserer Schüssel nur noch 5 gewöhnliche Gummibärchen mit einem Goldbärchen streiten.
Und wenn wir schon soweit sind, kleben wir die jetzt alle auf die 6 Seiten eines Würfels und stellen uns vor, wir würfeln nur noch.
Also eine Seite des Würfels ist Gold, die anderen nur rot. Man kann sich auch vorstellen, dass wir versuchen, eine 6 zu würfeln.
Wie man nun wissen sollte, liegt die Wahrscheinlichkeit dazu bei 1/6 (bei einem fairen Würfel)
und auch hier wieder die Parallele: Mit Glück kann ich im ersten Zug mein Männchen vom Start ins Spielfeld bringen. Mit viel Pech haben alle Mitspieler alle Männchen schon im Ziel bevor ich das erste Mal eine 6 sehe.
Nunja:
Das heißt: wenn ich wutentbrannt meinen Würfel das hundertste Mal durch den Raum pfeffer, dann ist das Ergebnis des Wurfes "unabhängig" von den ersten 99 erwürfelten Zahlen.
Wie bringt uns das weiter? Es gibt nun eine Regel in der Wahrscheinlichkeitsrechnung, die uns sagt,
dass die Wahrscheinlichkeit für zwei unabhängige Ereignisse gleich dem Produkt der Einzelwahrscheinlichkeiten ist.
Das heißt: Die Wahrscheinlichkeit, im ersten Wurf keine 6 zu würfeln UND im zweiten Wurf keine 6 zu würfeln ist 5/6 * 5/6 = 25/36.
Schauen wir uns das mal in Dezimal an:
Wie sieht das nun aus, wenn wir dreimal würfeln? Im ersten Wurf keine 6 => 5/6, im zweiten Wurf keine 6 => 5/6,
im dritten Wurf keine 6 => 5/6, also (5/6)*(5/6)*(5/6) = 125/216 ~ 0,578703
Ab dem vierten Wurf sollte das Prinzip dann klar sein. Aus der Grundschulmathematik nehmen wir dann noch das praktische ^ -
Zeichen mit und finden heraus (5/6)*(5/6)*(5/6)*(5/6)= (5/6)^4 ~ 0,48225
Moment! Wenn die Wahrscheinlichkeit, viermal _keine_ 6 zu würfeln, unter 0,5 liegt, so heißt das doch, dass die Wahrscheinlichkeit, mindestens einmal eine 6 zu würfeln, besser als 50% ist. Und das ist mathematisch auch völlig korrekt.
Kehren wir also nun wieder zu unserer Schüssel zurück; lösen die Gummibärchen vom Würfel ab und packen sie mit 8186 neuen roten Gummibärchen wieder zurück in die Schüssel. Irgendwann zwischendurch trösten wir die kleine Schwester dann auch, dass das mit den Bauchschmerzen "ganz bestimmt und ganz bald" wieder besser wird - und überlegen uns, wie wir die Fragen der Eltern beantworten: "WOHER hattest Du 16000 einfarbige Gummibärchen?" - "Du hast WAS damit gemacht?"
Wie mit dem Würfel arbeiten wir nun mit 8191/8192
Für die Antwort kann man nun tapfer weiter rechnen. Oder Papa fragen, wie man Excel benutzt. Oder den Mathelehrer seines Vertrauens fragen, was "Logarithmus" heißt und wozu man den braucht.
Ich will hier nur mal ein paar Ergebnisse aufschreiben:
Um sich nun unter 5678 etwas vorzustellen: Wie lange braucht man, um das Spiel zu starten, dem Pokemon zu begegnen und zu prüfen, ob es shiny ist -
und dann das Spiel wieder neu zu starten?
Man kann beliebig große Zahlen in den Raum werfen, aber mit diesem Zeitfaktor kann man sich schon vorstellen, dass Shiny-Suche eine zeitraubende Sache ist.
Und vor allem unvorhersehbar.
Jetzt habe ich oben schon einmal den Begriff des Erwartungswertes in den Raum geworfen. Denn die ganze Wahrscheinlichkeitsrechnung und die 5678 ändern nichts an der Tatsache, dass bei einer Wahrscheinlichkeit von 1/8192 im Durchschnitt/Erwartungswert jedes 8192. Pokemon ein Shiny sein wird.